Hanna Stepanik ist Menschenrechtsaktivistin und -expertin der „Fairplay-Initiative“ in Wien. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit und Menschenrechte im Sport.
Wie bist du zu Fairplay gekommen? Was interessiert dich an Sport und Menschenrechten?
Ich habe während meines Studiums der internationalen Entwicklung ehrenamtlich für ein Kinder- und Jugendzentrum auf den Kap Verden gearbeitet, das auch eine Fußballschule hatte. Ich hatte gar nichts mit Fußball am Hut, bin dann aber über diese Arbeit mit Kurt Wachter, dem Leiter von FairPlay, in Kontakt gekommen. Die Idee, Sport als Mittel zu benutzen, um soziale Themen voranzutreiben, habe ich sehr spannend gefunden.
Warum findest du Aktivismus und soziale Themen wichtig?
Mir wurde als Kind schon vermittelt, dass es sehr wichtig ist, sich zu engagieren. Meine Eltern sind auch beide aktivistisch aktiv gewesen. Ich wollte eigentlich Menschenrechtsanwältin werden, die Ungerechtigkeiten der Welt angehen, sozusagen. Das Jus-Studium hatte aber viel weniger mit Menschenrechten zu tun, als ich gedacht habe.
Warum hat die Diskussion um das Thema Menschenrechte im Sport in den letzten Jahren so zugenommen?
Ich denke schon, dass zivilgesellschaftliche Organisationen, wie auch FairPlay, einen großen Teil dazu beigetragen haben. Genauso auch Faninitiativen. Wären die Sportvereine und -verbände auf sich allein gestellt gewesen, gäbe es die Diskussion um Menschenrechte heute wahrscheinlich so nicht. Als FairPlay vor 25 Jahren mit dem Fokus Antirassismus-Arbeit im Fußball gegründet worden ist, ist das Thema in der Branche auf viel Unverständnis und Verharmlosung gestoßen.
Ich glaube, es führt kein Weg drum herum.
Hanna Stepanik über Menschenrechtskriterien bei der Vergabe von Großsportevents
Ziehst du die Hoffnung und Motivation, dass du etwas bewirken kannst, aus euren Erfolgen?
Ja, schon. Es ist auch schön zu sehen, wie viele Menschen sich ehrenamtlich engagieren und über das rein sportliche hinausdenken. Wir arbeiten prinzipiell lieber an der Basis, weil es dort einfacher ist, Dinge zu verändern. Das soll sich natürlich dann auch in die Spitzen des Sports übertragen. Oben anzufangen ist aber meistens schwer.
Es gibt oft die Forderung nach Menschenrechtskriterien bei der Vergabe von Großsportevents. Glaubst du, das wird kommen?
Ich glaube, es führt kein Weg drum herum. Sobald das auf dem Papier passiert ist, wird man den Verbänden trotzdem noch genau auf die Finger schauen müssen.
Werden Länder wie China oder Katar dann ihre Menschrechtslage verbessern? Oder würden sie sich nicht mehr bewerben?
Wahrscheinlich etwas dazwischen. Diese Länder werden sich schon noch bewerben und dann wahrscheinlich versuchen zu argumentieren, warum sie die Kriterien sowieso erfüllen oder sie implementieren noch schnell vor der Bewerbung ein paar Dinge. Auch da müsste man dann den Druck von außen aufrechterhalten, damit das nicht nur leere Versprechungen auf dem Papier wären. Es ist sicher noch ein sehr langfristiger Prozess.
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