Ein sensibler saudischer Investor, ein neu gegründeter Verein und wütende Fans sind die Zutaten für die wohl kürzeste Investorengeschichte aller Zeiten.
Die Investorengeschichte des Pyramids FC ist so kurios wie sie kurz ist. Gegründet wurde der Klub erst 2008 unter dem Namen Al Assiouty Sport. 2014 stieg man dann in die höchste Spielklasse Ägyptens auf und begann sich Schritt für Schritt in der Liga zu etablieren. Im Juni 2018 übernimmt der saudi-arabische Sportminister Turki Al-Sheikh Al Assiouty und hat große Visionen für den Verein.
Al-Sheikh nimmt im Eiltempo eine komplette Umstrukturierung des Vereins in die Hand. Man zieht in die attraktivere Hauptstadt Kairo um und verpasst sich den besser vermarktbaren Namen Pyramids FC. Auch die Vereinsziele werden den Ambitionen des neuen Investors angepasst. Pyramids soll die neue Nummer eins in Ägypten und später in ganz Afrika werden. Um die Ziele zu erreichen, wird dementsprechend groß in neues Spielermaterial investiert.
In nur einer Transferperiode gibt man 40 Millionen Euro aus und bricht damit den Rekord für die höchsten Transferausgaben einer afrikanischen Mannschaft. Man holt unter anderem den ehemaligen Bundesliga-Profi Dani Schahin, den ägyptischen Nationaltorwart Ahmed El Shenawy und den Brasilianer Keno, der mit 8,6 Millionen Euro der neue Rekordtransfer der ägyptischen Premier League wird.
Ein zartbesaiteter Saudi
Die Investitionen scheinen schnell Wirkung zu zeigen. Im September liegt man auf Platz zwei in der Tabelle und damit auf Kurs Richtung Meisterschaft. Doch dann meldet sich der neue Klub-Eigentümer wie aus heiterem Himmel mit einer ominösen Nachricht auf Facebook:
Ich denke ernsthaft darüber nach, mich von der Investition in den Sport in Ägypten zurückzuziehen… Seltsame Angriffe von jeder Seite und jeden Tag eine Geschichte… Kopfschmerzen!
Turki Al-Sheikh, Facebook-Post vom 24.09.2018
Hintergrund dieses Postings waren vermehrte Gesänge der Fans des Konkurrenzklubs Al Ahly gegen Investor Al-Sheikh. Diese wollten ihren Unmut darüber äußern, dass Al-Sheikh in seiner Rolle als saudischer Sportminister den wieder eingeführten Saudi-Egyptian Super Cup immer noch nicht terminiert hatte. Dieser Fan-Unmut war für den Investor schon genug, sein Investment in den ägyptischen Fußball ernsthaft in Frage zu stellen.
Selbst der Klubchef des damaligen Tabellenführer Zamalek SC ist über die heftige Reaktion Al-Sheikhs dermaßen verwundert, dass er sogar eine Bitte an ihn richtet: „Ich möchte, dass du bleibst – und ich möchte, dass Pyramids weiter spielen kann.“
Doch der saudische Sportminister scheint tief gekränkt zu sein und verkauft nur drei Monate nach seiner Übernahme den Verein wieder. Lange konnte sich Al-Sheikh vom Fußballgeschäft aber nicht trennen, denn inzwischen ist er groß beim spanischen Klub UD Almeria eingestiegen. Auch dort sind seine Pläne ambitioniert, neben dem Aufstieg in die Primera Division soll auch schnellstmöglich ein neues Stadion her.
Der Pyramids FC dagegen konnte, anders als der FC Malaga und Anzhi Makhachkala, nach dem Abgang seines Investors einen sportlichen Absturz verhindern. Zu verdanken ist dies wohl dem Umstand, dass man mit dem eigenen Vizepräsidenten Salem al-Shamsi relativ rasch wieder einen finanzkräftigen Investor an Bord holen konnte. Der Verein hält sich seit 2018 beständig in der Spitzengruppe der ägyptischen Liga.
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