Nach dem Vorwurf einer rassistischen Äußerung wird am Sonntag die Partie zwischen Valencia und dem FC Cadiz für 24 Minuten unterbrochen. Fortgesetzt wird sie mit dem vermeintlichen Täter, jedoch ohne das Opfer Mouctar Diakhaby. Der ist „am Boden zerstört“ und weigert sich weiterzumachen. Nur einer von vielen Fällen von Rassismus im Fußball.
Mit betroffenem Blick und scheinbar in sich gekehrt, saß Mouctar Diakhaby nach der Unterbrechung auf der Tribüne. Er hatte für sich beschlossen, bei diesem Spiel nicht mehr mitzuwirken.
Der Grund dafür ereignete sich nach ca. 30 Minuten Spielzeit. Valencias Diakhaby stürmt scheinbar wutentbrannt auf Juan Cala vom FC Cadiz zu. Es kommt zu einer tumultartigen Auseinandersetzung auf dem Feld, nach der die Spieler Valencias beschließen, den Platz zu verlassen. Es steht die Vorwurf im Raum, Juan Cala soll Mouctar Diakhaby rassistisch beleidigt haben.
Cala wollte sich nach dem Spiel nicht gegenüber der Presse äußern, soll die Beleidigungen aber dementiert haben. Trainer und Club stellten sich demonstrativ hinter den 31-jährigen. „Wir haben keine Zweifel an der Ehrlichkeit unserer Profis, die entschiedene Befürworter des Kampfes gegen Rassismus sind,“ äußerte sich Cadiz.
Diakhaby sei nach dem Vorfall laut Mannschaftskollegen „am Boden zerstört“ gewesen und sah sich nicht mehr in der Lage, weiter mitzuspielen. Er ermutigte aber seine Mannschaftskollegen, weiter zu spielen. Valencias Trainer Javi Garcia erklärte auch, warum: „In der Kabine wurde uns gesagt, dass wir sanktioniert werden, sollten wir nicht weiterspielen. Wir haben dann mit Diakha gesprochen. Er hat uns gesagt, dass er selbst zwar nicht mehr spielen wolle, aber vollstes Verständnis dafür hätte, wenn wir weiterspielen, um eine Strafe zu verhindern“. Auch Teamkollege José Luis Gayà sagte, dass sie ohne seine Erlaubnis nicht weitergespielt hätten.
In dem Bericht des Schiedsrichters David Medié Jiménez findet sich zu den Anschuldigungen, dass der Schiedsrichter Valencia bei Nicht-Weiterspielen Sanktionen angedroht hätte, kein Eintrag. Auch die vermeintlich rassistische Beleidigung von Juan Cala wurde vom Schiedsrichtergespann nicht dokumentiert.
Die spanischen Medien zeigten sich nach dem Vorfall empört. Dass die Partie ohne Maßnahmen und trotz des Protestes von Diakhaby einfach fortgesetzt worden sei, wurde als „inakzeptabel“ und als „eine Niederlage für uns alle“ von der Marca bezeichnet. Mundo Deportivo merkte an: „Der Fußball schaut weg und tut nichts“. Außerdem forderten sie ein Handlungsprotokoll für solche Vorfälle.
Nur einer von vielen Fällen von Rassismus im Fußball
Die Situation erinnerte stark an das Champions League Spiel zwischen Paris Saint Germain und Istanbul Basaksehir im Dezember. Damals wurden Rassismus-Vorwürfe gegenüber dem vierten Offiziellen laut.
Nicht nur auf dem Feld auch in den sozialen Netzwerken ebben rassistische Aussagen nicht ab. In England äußerten sich in den letzten Monaten mehrere Profis über rassistische Mitteilungen, die sie täglich erreichen. Darunter etwa der Chelsea-Profi Reece James, der sich „angewidert“ zeigte gegenüber solchen Nachrichten.
Der ehemalige Weltstar und nunmalige Trainer Thierry Henry setzte Ende März schließlich ein Zeichen gegen Rassismus und Beleidigungen im Netz, indem er sich bei sämtlichen Social-Media-Plattformen abmeldete. Gegenüber der BBC äußerte er: „Genug ist genug. Ich hatte das Gefühl, es war an der Zeit, Stellung zu beziehen. Es war an der Zeit, den Leuten zu verstehen zu geben, dass es nicht okay ist, online beschimpft zu werden, dass es nicht okay ist, online schikaniert oder diskriminiert zu werden. Wir brauchen Taten“.
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