Nachdem sich Gladbachs U-23-Trainer Heiko Vogel abfällig über Frauen im Fußball äußerte, wurde er zur Strafe zum Training eines Frauenteams verurteilt. Die Empörung der Frauen war enorm. Jetzt ging ein offener Brief an den DFB ein, unterschrieben von den Frauen der ersten und zweiten Bundesliga.
Ausgangspunkt des ganzen Skandals war das Spiel von Borussia Mönchengladbachs U23 gegen den SV Bergisch Gladbach am 30. Januar in der Regionalliga. Dort soll Heiko Vogel das anwesende Schiedsrichterteam beleidigt haben. Gegenüber dem SPIEGEL erklärte die Borussia die Situation folgendermaßen: „Beim Verlassen des Platzes hat er einen diskriminierenden Satz in Richtung der Schiedsrichterassistentin geäußert, inhaltlich ging es um die Anwesenheit von Frauen auf dem Fußballplatz, darüber hinaus aber nichts persönlich Beleidigendes.“ Die Schiedsrichterassistentin selbst gab gegenüber dem westfälischen Rundfunk an, Heiko Vogel habe beim Verlassen der Anlage „Frauen haben absolut nichts zu suchen am Fußballplatz“ von sich gegeben.
Das Sportgericht verurteilte Vogel daraufhin zu 1500 Euro Geldstrafe und belegte ihn mit einem Innenraum-Verbot für zwei Meisterschaftsspiele. Zusätzlich sollte er bis 30. Juni 2021 sechs Trainingseinheiten einer Frauenmannschaft durchführen.
Genau dieser letzte Teil der „Strafe“ für Vogel sorgte nun für die enorme Empörung in den sozialen Netzwerken und bei den Spielerinnen der ersten und zweiten Bundesliga, die am Samstag in einem offenen Brief an den DFB diese Situation gezielt ansprachen.
Auch Hannelore Ratzeburg, DFB-Vizepräsidentin für Frauenfußball, äußerte ihr Unverständnis gegenüber dieser Maßnahme: „Es ist mir auch unbegreiflich, dass man ein Training einer Frauenmannschaft als Teil einer Strafe verordnet. Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen deshalb verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen.“
Der DFB selbst gab bekannt, man sei seit mehreren Tagen mit dem westdeutschen Fußballverband in Kontakt, der inzwischen eine Überprüfung des Urteils angeordnet hat. Der Vizepräsident des WDFV Gundolf Walaschewski forderte eine „lückenlose Aufarbeitung und Prüfung der Geschehnisse.“
Borussia Mönchengladbach äußerte sich schon am Freitag bei einer Pressekonferenz zu dem Thema. Borussia-Manager Max Eberl sprach davon, dass es sich bei der Strafe des Verbandes um zwei Spiele Sperre und eine Geldstrafe gehandelt habe. Zusätzlich gab es auch vereinsintern noch eine Geldstrafe für Vogel, der dann von sich aus die Idee hatte, quasi als Entschuldigung, die Trainingseinheiten der Frauen zu halten. Eberl betonte, dass die Trainingseinheiten nicht Teil der Strafe gewesen seien.
Auf Anfrage des SPIEGELS bekräftigte Borussia Mönchengladbach dies nochmals und erklärte, dass es sich bei den Trainings nicht um eine Initiative des Verbands handelte. „Weder Borussia noch er (Vogel) sehen diese Maßnahme als Strafe an, es ist von Borussia vorgeschlagen worden, dies als Zeichen der Entschuldigung ins Urteil aufzunehmen. Im Übrigen ist auch im Urteil des Verbands in diesem Punkt nicht die Rede von einer Strafe. Derartige Maßnahmen sind auch im Strafenkatalog der Verbände überhaupt nicht als Strafen vorgesehen“.
Weiters hieß es als Antwort auf die Anfrage: „Heiko Vogel liegt es am Herzen, mit dieser Maßnahme zu dokumentieren, dass er keine Vorbehalte gegenüber dem Frauenfußball hat, und möchte sich auf diese Weise auch bei den Fußball spielenden Frauen und Mädchen im eigenen Verein für sein Verhalten entschuldigen. Dies wird vom Verein begrüßt.“
Vogel habe „seine Schuld eingestanden, sein Fehlverhalten mit der Emotion des Spiels erklärt und erklärt, dass ihm seine Äußerungen persönlich fremd und äußerst unangenehm und peinlich sind“. Vogel soll nach dem Spiel auch sofort die Schiedsrichter*innenkabine aufgesucht und sich mehrfach entschuldigt haben. Die Schiedsrichterin habe die Entschuldigung auch angenommen.
Derzeit werden vom DFB und WDFV die Geschehnisse am Platz sowie das Urteil genau überprüft. WDFV-Vizeprädident Gundolf Walascheski bekräftigte nochmal: „Diskriminierung hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft Platz“. Das bedeute konkret: „Null Toleranz gegen sexuelle Diskriminierung und null Toleranz gegen Diskriminierung generell. Zudem ist es unsere Pflicht, dass wir uns schützend vor unsere Schiedsrichter*innen stellen.“
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