Mesut Özils Zeit beim FC Arsenal geht ihrem Ende entgegen. Wo die turbulente Karriere des Spielmachers ihren Ausklang findet ist aber noch unklar. Warum Arsenal seinen Topverdiener überhaupt lieber heute als morgen ziehen lässt, ist nicht für jeden nachvollziehbar. Eine Spurensuche.
Im September ging ein Bild um die Fußballwelt, dass Mesut Özil mit einem Sonnenschirm ausgerüstet, alleine auf der Tribüne zeigte. Vom Licht geblendet, weit weg vom Spielfeld. Man hätte keine bessere Metapher für seine derzeitige Situation finden können. Sein letztes Spiel für Arsenal ist mehrere Monate her, inzwischen ist er nicht einmal mehr im Kader.
Dass seine Tage bei Arsenal lange gezählt sind, ist wohl jedem klar. Es stellt sich nur mehr die Frage, ob er schon im Winter wieder Lust auf Fußball hat und wechselt oder noch bis Sommer seinen hochdotierten Vertrag aussitzt.
Inzwischen wissen wir zumindest eines, er wird seinem Freund Sead Kolasinac nicht zurück zu Schalke 04 folgen. Das hat wohl mehrere Gründe. Erstens hilft es für eine „Der verlorene Sohn kehrt zurück“ – Story nicht sonderlich, wenn der Verein selbst auch verloren ist. Außerdem hat Özil nach den Vorfällen rund um die WM 2018 wohl mit Fußball-Deutschland abgeschlossen, egal ob Nationalmannschaft oder Bundesliga. Wer kann es ihm verdenken? Schließlich wird man auf Schalke schon ausgepfiffen, wenn man der Trauzeuge von Jürgen Klopp ist, man mag sich kaum vorstellen was passiert, wenn der Trauzeuge Erdogan heißt.
Doch warum muss Özil überhaupt wechseln? Der FC Arsenal stolpert mehr schlecht als recht durch die Saison und vermisst genau die eine Eigenschaft, die wohl wenig Spieler so verkörpern wie Mesut Özil: Kreativität. Doch der Deutsche wurde für die Hinrunde weder für die Premier League, noch für die Europa League in den Kader berufen. Obwohl er nicht böse gewesen sein wird, nicht im November bei Minusgraden gegen Dundalk spielen zu müssen, schmerzt gerade die Nichtnominierung in der Premier League.
Gründe für die Nichtnominierung kann man auf der einen Seite bei politischen Dingen suchen. Schon Ende 2019 zog er den Groll der Vereinsbosse auf sich, als er auf die Situation der Uiguren in China hinwies. Da die Vereinsoberen der Gunners gute Kontakte nach China pflegen, war man von derartigen politischen Engagements eines Spielers wenig begeistert. Dann weigerte sich Özil auch noch, beim Corona-bedingten Gehaltsverzicht der Mannschaft mitzumachen. Ein paar Wochen später blamierte er den Klub, als dieser wegen Sparmaßnahmen das Maskottchen Gunnersaurus kündigen musste. Özil bot öffentlichkeitswirksam an, dessen Gehalt zu übernehmen, was ihn natürlich gut dastehen ließ, den Verein dagegen richtig dumm.
Keiner dieser Gründe ist jedoch so schwerwiegend, dass man jetzt in einer sportlich kritischen Situation nicht darüber hinwegschauen und Özil wieder in den Kader berufen könnte. Wie gesagt, seine kreativen Impulse sind genau das, was Arsenal im ganzen Herbst gefehlt hat.
Gerüchten zufolge gibt es aber nicht nur politische, sondern auch sportliche Gründe. Böse Zungen behaupten, Özil sei in einer Art „Dauerurlaubsmodus“. Er trainiere halbherzig, wenig und bringe schlechte Leistungen. Arsenals Torhüter Bernd Leno sprach dagegen in einem interview mit der Bild: „Mesut ist nach wie vor ein Teil der Mannschaft und trainiert mit uns mit. Er verhält sich absolut professionell, sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine.“ Auch hier also unterschiedliche Ansichten auf den ehemaligen Nationalspieler.
Außerdem muss man Özil zugutehalten, dass es für einen Profi, der keinerlei Aussichten auf Einsatzzeiten hat, wohl durchaus verständlich ist, dass sich dieser nicht bei jedem Training zerreisst.
Die Causa Özil bleibt also eine Ambivalente. Er ist wahrscheinlich nicht das Unschuldslamm, als das er sich selbst gern bei Instagram und Co. darstellt. Er wird aber ebenso wenig der Sündenbock für alle Probleme bei Arsenal und beim DFB-Team gewesen sein, als den ihn viele sehen wollen. Die Summe der Gründe für eine Nichtnominierung dürften bei Arsenal am Ende dann aber wohl doch zu groß gewesen sein. Gerade für einen Kaderumbau, wie ihn Arsenals Trainer Mikel Arteta derzeit durchführt, ist eine derartig chaotische Variable wie Mesut Özil einfach zu störend.
Für Özil selbst gilt es jetzt im vermeintlich letzten Kapitel seiner Karriere nochmal zu zeigen, warum er einmal einer der besten Vorlagengeber der Welt war. Sieht man sich die zahlreichen Highlight-Videos aus seiner Karriere an, wäre es uns wohl allen zu wünschen, wenn wir Özil nochmal in Bestform erleben dürften.
0 Kommentare zu “Mesut Özil – Das letzte Kapitel”