Der DFB schafft eine Anlaufstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Ob das konkrete Besserungen im Kampf gegen Homophobie und Geschlechter-Diskriminierung nach sich zieht, ist erst einmal fraglich. Thomas Hitzlsperger aber lobt die Arbeit des Verbands.
Hitzlsperger ist ehemaliger deutscher Nationalspieler und hatte vor knapp sieben Jahren sein öffentliches Coming-out. Seit 2017 ist er DFB-Botschafter für sexuelle Vielfalt. Beim DFB, findet er, sei seit einigen Jahren „extrem viel passiert“. Er ergänzt: „Ich schätze es sehr, dass der Bereich Vielfalt/Antidiskriminierung sehr sehr ernst genommen wird.“
Wie die Arbeit der Anlaufstelle ab 1. Januar 2021 dann genau aussehen soll, ist noch nicht ganz klar. Gibt es einfach eine Telefonnummer, für alle die Fragen haben oder steckt mehr dahinter? DFB-Präsident Fritz Keller beantwortet diese Frage in der ARD-Talkrunde zum Thema „Homophobie im Fußball“ recht ungenau. Er spricht von einer Beratungsstelle und einer Mail-Adresse sowie Telefonnummer, die es geben wird.
„Die Anlaufstelle schafft die notwendige Sichtbarkeit“
Verantwortlich sein wird Christian Rudolph vom Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD). Im Gespräch mit dem rbb sagt er: „Die Anlaufstelle schafft die notwendige Sichtbarkeit, wir haben das schon lange gefordert. Den Dialog mit dem DFB gibt es aber erst seit Kurzem. Fritz Keller ist da auf uns zugekommen. Er hat gefragt, was wir brauchen, wie die Anlaufstelle aussehen soll und wie die Community bei der Gestaltung mithelfen kann.“
Seine Tätigkeit beschränkt sich vorerst auf die Unterstützung von Betroffenen. „Vorrangig wollen wir erst einmal beratend tätig sein, für alle die Fragen zu den Themen haben. Gemeinsam mit der Community wollen wir aber auch für Sichtbarkeit sorgen und die Interessen im Fußball vertreten.“
„Divers“ fast nirgendwo spielberechtigt
Unter anderem soll das Problem angegangen werden, dass Personen, die ihr Geschlecht als „divers“ definieren, in 20 von 21 Verbänden nicht spielberechtigt sind. Nur in Berlin dürfen sich die Betroffenen dann selbst aussuchen, ob sie bei den Männern oder bei den Frauen mitspielen.
Das Beispiel zeigt, dass dieser Teil des Fußballs noch Nachholbedarf hat. Sicherlich hat sich der DFB in den vergangenen Jahren mehrfach öffentlich gegen Diskriminierung ausgesprochen. Und das hat sicherlich auch zu einem toleranteren Fußball beigetragen. Dass dieser trotzdem noch „homophob“ ist, wie Fritz Keller im NDR sagte, bleibt problematisch. Und der DFB ist in der Verantwortung, dagegen vorzugehen.
Katar und die Werte des DFB
Dafür wird es wohl mehr brauchen als eine Anlaufstelle oder ein paar gehisste Flaggen vor der DFB-Zentrale. Ein sehr kleiner, aber für viele Menschen bedeutender Schritt, wäre zum Beispiel das Gendern. Beim DFB findet man das nicht. Ein echtes Zeichen für die Werte des Verbands könnte der DFB in etwa eineinhalb Jahren setzen, bei der WM 2022 in Katar. Dort droht Homosexuellen heute noch die Todesstrafe.
Der DFB könnte seiner Vorbildsfunktion gerecht werden – und die deutsche Nationalmannschaft in Katar nicht antreten lassen.
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