Die DFL präsentiert den neuen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder bis zur Saison 2024/25. Es werden neue Impulse gesetzt, die von vielen geforderte große Reform ist es aber nicht.
Zwischen 2020 und 2022 wird der deutsche Profifußball zwei Milliarden Euro durch die Corona-Pandemie verlieren. Aus diesem Grund betonte DFL-Präsident Christian Seifert, auch bei der Vorstellung des neuen Verteilungsschlüssels, immer wieder wie wichtig der Solidarität zwischen den Clubs sei und vor allem, dass jetzt nicht die Zeit für große Experimente sei.
Dies spiegelt sich schließlich auch in dem wieder, was die DFL präsentierte. Zwar wurde die Gleichverteilung prozentuell etwas angehoben, das heißt mehr Geld wird gleichwertig auf alle 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga aufgeteilt. Das Leistungsprinzip ist aber immer noch vorherrschend, sprich auch mit diesem Verteilungsschlüssel wird wieder mittels einer gewichteten 5-Jahres-Tabelle entschieden, wer wie viel der TV-Erlöse ausgezahlt bekommt. Geringfügig stärker gewichtet wird auch der Einsatz von Nachwuchsspielern. Setzt man mehr U23 Spieler ein oder hat man diese ausgebildet, so bekommt man auch hier mehr Geld.
Die überraschendste Neuerung dürfte aber die vierte Säule des Verteilungsschlüssels sein. Diese gewichtet die Geldmenge anhand des Interesses der Gesellschaft am Club. Damit ist also nicht nur der sportliche Erfolg gemeint, sondern die Relevanz des Clubs in der Öffentlichkeit. Ermittelt wird dies per Studie mit 23.000 Befragten. Dadurch sollen laut Seifert, die Clubs stärker motiviert werden in ihre Marke zu investieren.
Die prozentuellen Verteilungen sind, in den ersten beiden Jahren wo noch Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erwarten sind, eher Richtung Gleichverteilung verschoben und verschieben sich dann geringfügig mehr in Richtung einer mehr leistungsbezogenen Verteilung.
Grundsätzlich soll laut DFL aber die Spreizung zwischen den Top-Clubs und den Kleineren merklich abnehmen. Seifert spricht hier von einer Senkung der Spreizung von 3 auf 2,9 (Das würde zum Beispiel bedeuten, Bayern München bekäme in Zukunft nur mehr das 2,9-fache von Klubs wie Arminia Bielefeld). Dass sich diese 0,1 Prozent im sportlichen Erfolg wiederspiegeln werden, ist also eher fraglich.
Die Reaktionen auf den Verteilungsschlüssel waren sehr unterschiedlich. kicker-Chefredakteur Rainer Franzke nennt es etwa einen richtigen Schritt, der seriös und vernünftig ist. Der Fanzusammenschluss Unsere Kurve dagegen, hatte sich im Vorfeld stark für größere Reformen für mehr Fairness in der Liga eingesetzt und war dementsprechend enttäuscht vom nun vorgestelltem Ergebnis. „Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip ist weiterhin vorherrschend und bestehende Unterschiede werden zementiert,“ ist in einem Twitter-Post von Unsere Kurve zu lesen.
Die Verantwortlichen der Clubs zeigen sich im Großen und Ganzen recht zufrieden mit dem Verteilungsschlüssel der DFL. So sagt der Vorsitzende der Geschäfstführung bei Bayer Leverkusen, Fernando Carro: „Sie haben in einem langwierigen Entscheidungsprozess viele Interessen berücksichtigen und am Ende auch bündeln müssen. Dies ist dem Präsidium über einige kreative und sinnvolle Anpassungen insgesamt sehr gut gelungen.“ Manchen Verantwortlichen finden die DFL gehe mit diesem Verteilungsschlüssel in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. So bemerkte Markus Rejek von Arminia Bielefeld:“Es sind viele Punkte aus unserem Impulspapier berücksichtigt. Das zentrale Anliegen wurde aus unserer Sicht jedoch nicht mutig genug angegangen.“ Insgesamt sprechen viele von einer gelungenen Evolution, die von manchen geforderte Revolution ist es aber nicht geworden.
Zusammenfassend kann man beide Sichtweisen verstehen, auf der einen Seite wäre es gerade jetzt in dieser Krisensituation ein gutes Zeichen gewesen, wenn man die TV-Gelder gleichmäßiger auf die Ligen und Clubs aufteilt. Auf der anderen Seite kann man auch verstehen, dass man in einer Krise keine Experimente beginnen will um nicht noch mehr Schaden anzurichten. Außerdem betonte DFL-Präsident Seifert auch des öfteren, dass nicht nur die TV-Gelder für das wirtschaftliche Überleben der Clubs ausschlaggebend sind sondern auch das eigene Wirtschaften. Und hier betonte Seifert, sollten die Clubs überlegen ob sie nicht auf ihrer Ausgabenseite, sprich bei Gehältern für Spieler oder Berater*innen, ansetzen sollten.
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