In die Tiefe

Quo vadis Financial Fairplay?

Nach dem weitreichenden Verfahren gegen Manchester City fragen sich viele, wie es nun mit dem Financial Fairplay weitergehen soll. Hat es überhaupt noch eine Zukunft und wenn, wie sieht diese aus?

Nach dem weitreichenden Verfahren gegen Manchester City fragen sich viele, wie es nun mit dem Financial Fairplay weitergehen soll. Hat es überhaupt noch eine Zukunft und wenn, wie sieht diese aus?

„Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die FFP-Regeln der UEFA das überleben werden.“ Englands Fußball-Ikone Gary Lineker fragt sich in diesen Tagen nicht nur, ob das Financial Fairplay überleben kann, sondern stellt im nächsten Satz auch gleich das Überleben der ganzen UEFA in Frage. Und die ist vielen durchaus eine Erklärung schuldig, nachdem der Sportgerichtshof Cas das Urteil gegen Manchester City im Juli wieder aufgehoben hat.
Für Manchester City heißt es nun statt zwei Saisons ohne internationales Geschäft und dem damit wahrscheinlichen Ausverkauf seiner Stars, also doch Fixstartplatz in der Champions League. Und fast wäre sogar noch ein unglücklicher 33-jähriger Argentinier dazugekommen. 

 Bei diesen Entwicklungen werden die Verantwortlichen des FC Sion, AC Mailand oder FC Chelsea wohl Schaum vor dem Mund haben. All diese Klubs haben nämlich schon eine Strafe durch das Financial Fairplay aufgebrummt bekommen. Chelsea etwa, musste mehrere Transferperioden wegen irregulärer Verpflichtungen von Minderjährigen aussetzen. Dass mit Manchester City nun der zweite „Scheich-Klub“ nach PSG mit einem blauen Auge aus einem FFP-Verfahren kommt, obwohl es klare Beweise für mehrere Vergehen gibt, trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit des Financial Fairplay bei. Im Moment scheint es, als würde die UEFA bei kleinen Vereinen hart durchgreifen, während bei den ganz Großen gerne mal beide Augen zugedrückt werden. 

Dabei waren die Ziele des Financial Fairplays grundsätzlich gut gedacht. Die Verschuldung der Vereine zu verringern, ein Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausnahmen herzustellen und die Transfersummen auf Dauer einzudämmen, sind alles Dinge, die ein jeder Fußballfan getrost unterschreiben würden. Jedoch sind gute Ziele das eine, sieht man sich die letzten 10 Jahre an, dann sieht die Realität ganz anders aus. Die Transfersummen sind inzwischen dermaßen hoch, dass selbst das Adjektiv astronomisch noch untertrieben wäre. Und um das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben schummelt man sich mit Sponsorentricksereien herum, die selbst Wirecard-Vorstände vor Neid erblassen lässt. 

Mit dem City-Urteil als aktueller Höhepunkt steht das Financial Fairplay nun am Rande der Bedeutungslosigkeit.
Sky Experte und selbst ehemaliger City-Profi Didi Hamann bringt es auf den Punkt: „Man vermittelt vor allem den von Investoren finanzierten Profiklubs in England das Gefühl: Was schert uns das Financial Fairplay? Wenn es eines Tages ein Problem oder eine Strafe gibt, dann klagen wir eben.“

Eine Zukunft hat das Regulativ also nur, wenn es seine Grundziele auch wirklich in die Tat umsetzen kann. Dafür müsste einerseits das Regelwerk überarbeitet werden, damit man auch das letzte Schlupfloch entfernt und es keine Transfers a la Neymar und Co. geben kann. Andererseits sollten die beiden Institutionen UEFA und Cas hinterfragen, ob bei ihnen wirklich die richtigen Leute sitzen, um in Zukunft ein Fairplay zwischen den Vereinen vermitteln zu können. Wenn etwa der PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi als Mitglied des Exekutivkomitees der UEFA direkt Einfluss auf Entscheidungen des Financial Fairplays hat, ist es fraglich, ob in Zukunft Klubs wie sein eigener für Verstöße bestraft werden. Und wenn man sich die genauen Strukturen des Cas und dessen Besetzungsverfahren seiner Richter ansieht, merkt man auch hier, dass man von der selbst postulierten Unabhängigkeit ca. so weit entfernt ist wie der HSV von der Champions League.


Die Zukunft des Financial Fairplays und den dahinter agierenden Institutionen steht und fällt also, wie so oft, mit den Entscheidungsträgern. Wenn es eine Zukunft geben sollte, dann müssen auch hier rasch Änderungen her.
Sollten allerdings in kommenden Transferperioden weiter dreistellige Millionen-Beträge die Norm darstellen, dann kann man das Financial Fairplay auch endgültig auf dem Friedhof der gut gemeinten Ideen vergraben.

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